Landwirtschaft mit Wertschätzung
Das Kollektiv Wolkenborn eG mit Sitz in Hellenthal ist eine Genossenschaft und eine klassische SoLaWi – eine solidarische Landwirtschaft, welche die Erzeugnisse bäuerlicher Kleinbetriebe in der nördlichen Eifel vermarktet. Dabei geht es um viel mehr als „nur“ um Euros.
Wenn André Lehner, der gemeinsam mit den Gründerinnen Claudia Träger und Romy Linden die Vorstandsarbeit des Kollektiv Wolkenborns leistet, von „seiner“ Genossenschaft erzählt, dann geht es natürlich auch darum, dass familiäre Mini-Höfe und Erzeuger eine ausreichende finanzielle Basis fürs Weitermachen haben sollen: „Diese Form der Landwirtschaft hat ihren Wert!“ Aber der bestehe eben nicht nur in fairen Preisen, sondern in Dingen, welche für die Zukunft der gesamten Gesellschaft wichtig sind. Acht bäuerliche Kooperationspartner versorgen die rund 170 Genossenschaftsmitglieder und deren Familien nicht anonym über Zwischenhändler, sondern direkt in der Umgebung – das spart Energie und Emissionen. Berge aus Verpackungsmüll entstehen auf Grund der Verwendung von Kisten ebenfalls nicht. Darüber hinaus arbeiten alle dem Kollektiv Wolkenborn zuliefernden Höfe und Gärtnereien naturnah, so dass die Böden geschützt werden und die Biodiversität gestärkt wird.
Leben und gute Lebensmittel erzeugen
„Wir kennen alle unsere Produzentinnen und Produzenten persönlich“, schildert André Lehner die besondere Nähe und Transparenz. „Geflügel, Eier und Rindfleisch sind biozertifiziert, auch die anderen Lebensmittel unserer SoLaWi entstehen im Einklang mit der Natur. Manche Erzeuger haben Streuobstwiesen. Es ist fast ‚wie bei Oma‘, mit ganz viel Handarbeit und Nähe von Wohnen und Arbeit. Unsere Partner wollen selbst gesunde Lebensqualität, sie umgeben sich in ihren Betrieben nicht mit schädlichen Stoffen.“ Dabei ist nicht Nostalgie oder Landidyllromantik am Werk, sondern sehr viel Fachwissen und rationales Vorausschauen. Anbaupläne, Fruchtfolgen, die Kenntnis der Wechselspiele von Witterung und Bodenbeschaffenheit… all das muss in professioneller landwirtschaftlicher Arbeit zum vernünftigen Ergebnis führen. Die vielen konsumierenden Mitglieder des Kollektivs Wolkenborn werden nicht – wie in manchen SoLaWis üblich – als feste Akteure eingebunden. Sie können auf Wunsch jedoch mithelfen, etwa bei der Obsternte, beim Obstbaumschnitt oder beim Saftpressen. Auch themenspezifische Arbeitskreise gibt es und natürlich die jährliche Generalversammlung der Genossenschaft.
Organisches Wachstum – für Pflanzen und Menschen
Die Idee zum Kollektiv Wolkenborn reifte zur Coronazeit. „Wir wollten etwas gegen das allgemeine Ohnmachtsgefühl tun“, erinnert sich Lehner. „Nichts schenkt mehr mentale Power als selbst etwas anzubauen, wachsen zu sehen und in leckere Gerichte zu verwandeln.“ Mittlerweile gibt es ganzjährig abwechslungsreiche „Erntepakete“ mit individuellen Komponenten: Zum Grundstock aus Gemüse kommt je nach Wahl Obst, Honig oder Fleisch. Die Preise pro Genossenschaftsanteil variieren entsprechend. Die Versorgung im Winter, wenn in der Eifel weder Obst noch Gemüse erzeugt werden kann, wird mit Hilfe von Lagergemüse gewährleistet. Es stammt von einem Demeterhof nahe Köln. So ist das Kollektiv Wolkenborn, das als Interessengemeinschaft nach einer Flurbezeichnung nahe Hellenthal benannt wurde, auch räumlich breit aufgestellt. Die Abnehmer kommen aus der gesamten nördlichen Eifel und bilden Abholgemeinschaften, um CO2 zu sparen, denn die Erntepakete werden im zentralen Depot in Nettersheim ausgegeben. Auch die selbstverantwortliche Organisation dieser Abholung führt dazu, dass zwischen den Genossenschaftsmitgliedern gute Kontakte entstehen.