Handwerk mit Geschichte – Nachhaltig gepolstert in der Eifel
Im kleinen Eifelort Hermesdorf hat sich Stephanie Jung mit ihrer Polstermanufaktur einen Traum erfüllt. Mit ihrer Rückkehr aus dem Ausland verbindet die Gründerin meisterliche Polsterkunst mit internationaler Inspiration und der Vision einer zukunftsfähigen Eifel.
Als eine von wenigen Frauen entschied sich Stephanie Jung früh für den Beruf der Raumausstatterin – und schrieb damit bereits ihre eigene Geschichte. Nach der Meisterausbildung führte sie ihr Weg hinaus in die Welt: Mehr als ein Jahrzehnt lebte und arbeitete sie in Kanada und Australien – zunächst angestellt, später selbstständig. Die Erfahrungen in internationalen Metropolen prägten nicht nur ihren Blick für Formen, Materialien und Ästhetik, sondern auch ihre unternehmerische Haltung.
Zwischen Welt und Werkstatt: Die Rückkehr einer Handwerksmeisterin
Mit ihrer Rückkehr in die Eifel begann ein neuer Abschnitt: In Hermesdorf, im ehemaligen Bauernhof der Großeltern, schuf sie sich einen Ort, an dem sich ihre Lebensgeschichte mit ihrer beruflichen Leidenschaft verbindet. Scheune und Schweinestall wurden zur modernen Werkstatt, einem kleinen Ausstellungsraum und Büro umgebaut. Für die Zukunft denkt sie bereits weiter: Ein Apartment für Auszubildende soll entstehen, um Fachkräfte frühzeitig an das Handwerk heranzuführen und in die Eifel zu locken. Die Gründung ihres eigenen Betriebs war ein mutiger Schritt – getragen von der Überzeugung, dass traditionelles Handwerk auch im digitalen Zeitalter eine Zukunft hat.
Nachhaltigkeit trifft auf Gestaltungskompetenz
Zentrales Anliegen der Jung Polstermanufaktur ist es, Werte zu bewahren – nicht nur im materiellen Sinn. Die Verlängerung der Lebensdauer eines Möbelstücks ist für Stephanie Jung eine bewusste Entscheidung gegen die Wegwerfmentalität der Gegenwart. Ihre Kundschaft kommt aus der gesamten Großregion Eifel/Luxemburg – nicht selten über Empfehlungen und Onlinekanäle.
Dabei reicht das Portfolio von erschwinglichen Lösungen bis hin zu exklusiven Maßanfertigungen. Derzeit konzentriert sich Jung auf die Polsterung von Stühlen, Sofas oder Sesseln – in ihrer Werkstatt steht eine zu bearbeitenden Küchen-Eckbank neben historischen Sesseln aus einem Eifeler Schloss. Sie plant Fachkräfte auszubilden und einzustellen und dann neben Polsterarbeiten auch textile Wandgestaltungen oder Gardinenservices anzubieten.
In Zukunft möchte die Polstermanufaktur auch noch stärker auf Regionalität setzen: Die Verarbeitung heimischer Felle ist ein Wunsch, für dessen Umsetzung noch geeignete Strukturen fehlen. Stephanie Jung hofft, hier gemeinsam mit Partnern ein Netzwerk zu entwickeln, um die gesamte Wertschöpfung in der Region zu halten.
Die Eifel als Raum für Familienleben und Zukunftsideen
Für die Unternehmerin ist die Eifel nicht nur Herkunft, sondern Heimat mit Perspektive. Die Nähe zur Natur, das sichere Aufwachsen der Kinder und die enge Verbindung zu den Großeltern waren entscheidende Gründe für die Rückkehr. „Die Kinder können hier in der Eifel viel selbstständiger aufwachsen, sich freier bewegen – da muss ich mir als Mutter wenig Sorgen machen“, beschreibt sie ihre Entscheidung.
Auch wenn sie das kulturelle Angebot internationaler Metropolen gelegentlich vermisst, sieht sie die Nähe zu Luxemburg oder Köln als ideale Ergänzung.
Ihr Wunsch für die Zukunft: Neben klassischen Raumausstattungsleistungen möchte sie Polster-Workshops für Laien anbieten – mehrtägige Kurse, die Menschen aus ganz Deutschland in die Eifel locken könnten. So ließe sich handwerkliche Faszination mit der touristischen Attraktivität verbinden – ein Gewinn für Betrieb und Region. Ihr Mut zur Gründung und der Blick für das große Ganze machen sie zu einer Botschafterin eines neuen Unternehmertums in der Eifel: regional verwurzelt, global inspiriert, zukunftsorientiert.