Mehr Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft
Wirksam Unkräuter auf dem Feld bekämpfen und dabei auf chemische Herbizide verzichten? Das Aachener Unternehmen crop.zone bietet Landwirten eine Möglichkeit, um umweltverträglich und dazu effizienter ihre Felder zu bearbeiten.
Das bekannteste und weit verbreitete Herbizid Glyphosat wird in absehbarer Zeit per Gesetz von den deutschen Äckern verschwinden, viele Menschen wünschen sich eine nachhaltigere und umweltschonendere Landwirtschaft, die Preise für Kartoffeln, Mehl und Co sollen dabei aber gleichzeitig stabil bleiben – für die Landwirte eine schwierige Situation. Denn wie sollen sie Unkräuter auf den Feldern bekämpfen ohne dass der Ertrag geringer wird? Hier kommt das Aachener Start-Up crop.zone ins Spiel. Gegründet Ende 2019 vom Biologen Dirk Vandenhirtz, bietet das Unternehmen eine innovative und umweltschonende Technologie, Unkräuter auf den Feldern zu bekämpfen. Vereinfacht gesagt, erhalten die unerwünschten Pflanzen von oben einen Stromschlag, der dazu führt, dass sie absterben. Um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen und die notwendige Stromstärke so niedrig wie möglich zu erhalten, werden die Pflanzen mit einer Flüssigkeit besprüht. Dabei handelt es sich um eine ungiftige, leitfähige Flüssigkeit, die unter die Richtlinien für den ökologischen Landbau fallen. „Das Leben in und auf dem Boden wird davon nicht beeinträchtigt“, versichert Vandenhirtz.
Landwirte sind sehr interessiert
Die Alternative zu Glyphosat wäre das Feld umzupflügen, erklärt der Aachener. Doch dies sei bei den meisten Boden eher schädlich, denn wertvolle Mikroorganismen würden zerstört, außerdem würde viel CO2 freigesetzt. Das Verfahren von crop.zone schützt den Boden und fördert die CO2-Speicherung im Boden, entspricht den Richtlinien für ökologische Landwirtschaft und ist zudem auch noch kostengünstiger als chemische Lösungen. Das Interesse an dem Verfahren ist dementsprechend groß. „Landwirte sind sehr innovationsfreudig und technikaffin“, weiß Dirk Vandenhirtz aus Erfahrung. Wenn er ihnen das System vorstelle, würden sie am liebsten selbst auf den Traktor steigen und losfahren.
Am Beispiel der Kartoffel erklärt der Unternehmer das Verfahren. Zur Erzeugung hochqualitativer Kartoffeln ist die Sikkation, d.h. die gezielte Abreifung der Kartoffeln unerlässlich. Um Kartoffeln mit definierten Qualitätseigenschaften zu bestimmten Zeitpunkten schalenfest und damit gut transport- und lagerfähig erzeugen zu können, ist ein mehrstufiger, gesteuerter Abreifeprozess nötig, bei dem in der konventionellen Landwirtschaft chemische Lösungen zur Anwendung kommen. Mit dem Verfahren von crop.zone gibt es eine Alternative, denn die Pflanzen werden mit der elektrohybriden Flüssigkeit besprüht und anschließend erhalten sie von dem Gerät einen Stromschlag, die Kartoffelpflanze stirbt ab und die Kartoffeln können geerntet werden.
Erste Systeme werden gebaut
Der Standort in Aachen-Oberforstbach am Rand der Nordeifel ist für den Unternehmer ideal. Die Nähe zur Autobahn ist gegeben und die Verbindungen zur RWTH Aachen sind gut. Außerdem ist das Umland landwirtschaftlich geprägt und es gibt schon einige Kooperationen mit Landwirten aus der Region, die mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen dazu beitragen, das Verfahren von crop.zone zur Marktreife zu bringen. Im vergangenen Jahr standen Feldversuche im Mittelpunkt. In der Nähe des Firmensitzes können die Mitarbeiter direkt mit dem Traktor auf das Feld fahren und das Verfahren direkt testen, anpassen und Probleme erkennen und beseitigen. Denn hinter dem auf den ersten Blick einfachen Verfahren steckt viel Hightech, trotzdem muss die Technik robust für den Einsatz auf dem Feld sein.
Für dieses Jahr ist viel geplant, 20 Systeme sollen gebaut werden. „Wir befinden uns in einem Prozess und den Takt gibt die Natur vor“, sagt Vandenhirtz. Für das Jahr 2022 sind bisher schon 100 Systeme anvisiert, die dann mit Partnern zusammen produziert werden sollen. Um seinen Zeitplan einhalten zu können, sucht der Unternehmer noch Mitarbeiter, „vom Traktorfahrer bis Elektroingenieur“. Wer gerne in der Landwirtschaft arbeite, sei bei crop.zone genau richtig.