Naturnahes Camping an der Prüm
Die Flut im Sommer 2021 hätte das Ende des Campingplatzes sein können. Doch sie wurde zum Neustart, um die gesamte Anlage im Luftkurort Irrel nachhaltig wieder aufzubauen.
Familie Heck stand mit ihrem Platz im Sommer 2021 vor einer Lebensentscheidung, nachdem das Flüsschen Prüm den Familienbetrieb zu großen Teilen verwüstet hatte. Dirk Heck erinnert sich: „Alles war kaputt. Also hieß es aufhören oder zukunftssicher aufbauen. Wir haben uns sofort für Letzteres entschieden.“ Zuversicht und anpacken statt Ende. Zukunftssicher, das bedeutet für ihn nachhaltig in vielen Aspekten. „Ich lebe Natur. Ich habe selbst viele Tiere, mache Kutschfahrten, genieße die Lebensqualität in der Natur.“ Darum passte die Ausrichtung auf Ökologie auch zu ihm ganz persönlich.
Ressourcen sparend urlauben
Geschäftsführer Heck unterzog sich ein Jahr lang den für die Zertifizierung als Ecocamping notwendigen Schulungen, die im Rahmen des Projektes European Tourism Going Green ETGG2030 angeboten wurden. Viele unterschiedliche Maßnahmen wurden definiert und seither angepackt: So wird beispielswiese nur noch mit umweltfreundlichen, ECO-zertifizierten Reinigungsmitteln geputzt. Die Mülltrennung ist bei Campern aufgrund der Platzverhältnisse immer etwas schwierig. Damit die Abfälle einer sauberen Kreislaufwirtschaft zugeführt werden können, haben die Hecks mit einem Verwerter einen Vertrag geschlossen, sodass der Abfall fortan in einer zentralen Mülltrennungsanlage in seine Wertstoffkomponenten getrennt wird.
Um den Wasserverbrauch zu minimieren, wurden im Sanitärbereich Armaturen mit Sparfunktion installiert und wassersparende Waschmaschinen angeschafft. Weitere technische Investitionen betreffen das Einsparen von Energie. So wird das Warmwasser mittels Sonnenkraft durch neue Solaranlagen erzeugt und die Stromversorgung des Platzes von 16 Ampere auf 6 gedrosselt. „Wichtig ist uns, dass die Gäste mitziehen und jeder bereit ist, seinen persönlichen Beitrag zu leisten.“
Die für Gäste sicher schönste Maßnahme ist jedoch nicht technischer Natur. „Wir müssen ja nicht jeden Zentimeter als Stellplatz nutzen. Stattdessen haben wir Streuobstwiesen angelegt, auf denen jetzt Camping möglich ist, und die Bienenweiden mit blühenden Blumen sind gut für die Artenvielfalt.“ Es werden nur noch die Camping-Flächen gemäht, der Rest gehört der Natur.
Mit Nachhaltigkeit und Naturnähe junge Menschen begeistern
Dirk Heck ist sicher, mit dem neuen Konzept auf dem richtigen Weg zu sein. „Nachhaltigkeit ist bei uns keine Sache des Verzichts, sondern im Gegenteil ein Mehr an Lebensfreude und Naturerleben.“ Damit könne eine junge und anspruchsvolle Camperklientel überzeugt werden. „Wenn wir auf diese Weise Familien mit kleinen Kindern begeistern, dann haben wir die Grundlage für kommende Campergenerationen gelegt, die gern in die Eifel kommen.“ Schließlich können die Kleinsten hier den Kontakt zur Natur intensiv erleben – ob bei Wasserspielen in der Prüm oder beim Stromern durch Wiesen und nahgelegene Wälder. Neben jungen Familien zieht es auch ältere Gäste ins Ecocamping, die vor allem die Ruhe in der Natur suchen. „Es soll für sie alle bei uns einfach nur schön sein.“
Heck hat für die Zukunft noch weitere große Pläne: den Aufbau einer eigenen Metzgerei mit Shop. Der gelernte Koch und Metzger will seinen Gästen dann heimisches Fleisch anbieten, zusätzlich ein Sortiment an möglichst unverpackten regionalen Lebensmitteln. Damit er sich auf diese neue Aufgabe konzentrieren kann, wird die Familie den Platz verpachten und das operative Geschäft an ein befreundete Ehepaar übergeben, die den Platz schon seit Jahren als Stammgäste kennen.