Das Hideaway für Hightech-Innovationen
Die Aaronia AG entwickelt und fertigt Spektrumanalysatoren nebst Zubehör und darauf basierende Speziallösungen – ein sensibles internationales Geschäftsfeld, das höchste Konzentration erfordert. Hier sind echte „Nerds“ gefragt. Da kam ein neuer Standort am Rande eines winzigen Südeifeldorfes gerade recht.
Thorsten Chmielus, der 2003 sein Unternehmen Aaronia gründete, hatte eigentlich nichts mit der Eifel im Sinn. Unweit von Frankfurt am Main tat er das, was er und sein Team auch heute tun: Nieder- und Hochfrequenz-Messtechnik mit entsprechender Software entwickeln und vertreiben, die Patente dafür anmelden und stets neue Ideen verwirklichen. „Aber es stellte sich heraus, dass ein urbanes Umfeld gar nicht zuträglich für das Geschäftsfeld ist. Die Abgeschiedenheit in toller Natur ist eindeutig förderlicher, um ungestört zu sein und den Kopf frei zu haben. Als ich die Anzeige fand, dass ein Haus in Alleinlage bei Strickscheid in der Eifel zu haben ist, war die Entscheidung klar.“ Und die richtigen hellen Köpfe anzulocken sei im Ballungsraum keine kleinere Herausforderung als auf dem Land. „Ich suche junge Leute, die extrem gut auf ihrem Gebiet und experimentierfreudig sind. Das können richtige Nerds sein, Hauptsache, der Beruf ist auch ihr Hobby. Das ist es, was bei uns zählt, nicht die Schulnote.“ Es entspricht seiner eigenen Lebenserfahrung, denn mit 14 Jahren machte er sich bereits selbstständig und nervte seine Lehrer mit technischen Zeichnungen, wie er erzählt.
Eine Sache des Vertrauens
Aaronia entwickelt Software und Technik für vielfältige Bereiche, unter anderem die normale Konsumgüterindustrie. Aber es geht auch um sensible Bereiche, etwa die Messung von Funkleistungen in der Telekommunikation oder das Aufspüren von ungewollten Emissionen elektrischer oder elektronischer Geräte. So können etwa Störungen von Sendefrequenzen, die durch Haushaltsgeräte als Quelle verursacht werden, punktgenau ausgemacht und behoben werden. Messgeräte wie die SPECTRAN Handheld als Alternative zum „Schätzeisen“ sind weltweit etabliert. „Wir bieten da die weitaus exaktesten Messsysteme weltweit an“, sagt Thorsten Chmielus selbstbewusst, „zumal sie unter anderem auch zum Auffinden versteckter Mikrofone oder Kameras eingesetzt werden.“ Auch für die Detektion von Drohnen werden die Analysatoren, Spezialantennen und Softwarelösungen aus Strickscheid erfolgreich eingesetzt: Zum Beispiel AARTOS, hier entwickelt und gefertigt, sichert die Flughäfen Heathrow, Muscat in Oman und Singapur-Changi. Kurzum: Für fast alles, was vom Privatkunden über Wirtschaftsunternehmen und Forschungsinstitute bis zum militärischen Abschirmdienst nachgefragt wird, hat das „Silicon Valley der Eifel“ eine Lösung parat. Daher müssen die – derzeit 35 – Beschäftigten alle ein lupenreines polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. „Im Grunde sind wir ein Forschungsbetrieb, der jeden Tag Innovationen und Prototypen hervorbringt. Keine Lösung ist auf anderes übertragbar… Hacker würden an unserer Technologie scheitern.“
Höchste Innovationskraft
Thorsten Chmielus und sein Team bewegen sich in einem Umfeld, das einen besonders intensiven Innovationsdruck mit sich bringt. Jeden Tag steht Neues an. Die Wettbewerber sind in der Regel große Konzerne. „Unsere überschaubare Größe ist ein echter Vorteil, wir können sehr flexibel auf Herausforderungen antworten.“ Aber das allein genüge nicht. „Wir müssen vorausschauend entwickeln und zutreffend prognostizieren, was der Markt in naher Zukunft braucht.“ Dafür gibt es bei Aaronia eine Mischung aus geplantem Innovationsmanagement und Impulsen, die spontan aus dem Team oder der Kundschaft heraus entstehen. Eine der wichtigsten patentierten Software-Innovationen ist zum Beispiel eine Verbindung von zwei Computern in einem Gehäuse, wobei die Daten beider Rechner gleichzeitig angezeigt werden können. Doch nur einer ist mit dem Internet verbunden, der andere bleibt absolut sicher vor Zugriffen von Externen und seine Kontakte bleiben nicht nachvollziehbar.