Klinik St. Josef, © Klinik St. Josef

Grenzüberschreitender Schulterschluss der Krankenhäuser

Sie tragen beide denselben Namen: die Klinik St. Josef im ostbelgischen St. Vith und das St.-Joseph-Krankenhaus in Prüm in der deutschen Schneifel. Schon länger kooperieren sie in punkto Geburtsstation. Ein neues Interreg-Projekt intensiviert die Zusammenarbeit.

Nachdem die Geburtsstation am Prümer Krankenhaus 2016 schließen musste, wurde zwischen der rheinland-pfälzischen Landesregierung und dem ostbelgischen Ministerium ein Abkommen geschlossen, um es Frauen aus der deutschen Eifel zu ermöglichen, im Nachbarland als Kassenleistung zu entbinden. Seitdem erblicken jährlich bis zu vierzig Kinder aus der Schneifel in St. Vith das Licht der grenzüberschreitenden Welt. Doch die Kooperation erleichterte auch die „Geburt“ eines Interreg-Projektes, das seit 2024 bis Ende 2027 jenseits des Kreißsaals lebendig ist, denn die zuvor aufgebauten Kontakte konnten genutzt werden. Für das Projekt gehen europäische EFRE-Mittel an beide Krankenhäuser: rund 910.000 Euro nach St. Vith und circa 632.000 Euro nach Prüm. Wie Isabel Meyer, Direktorin für Qualität und Kommunikation der Klinik St. Josef, erläutert, resultieren die Unterschiede vor allem aus unterschiedlichen Personalkosten. Doch der Zweck der Förderung eint die Krankenhäuser: „Prioritär werden IT-Strukturen aufgebaut, die einen sicheren Datenaustausch gewährleisten und die vor Cyberangriffen geschützt sind.“ Denn die Patientinnen und Patienten werden die Vorteile der Kooperation vor allem in Form von Telemedizin spüren.

Unterschiedliche Kompetenzen, ein gemeinsames Ziel

Hintergrund sind die jeweiligen medizinischen Schwerpunkte der beiden Kliniken. So gibt es beispielsweise in St. Vith keine geriatrische Abteilung, in Prüm sehr wohl. Beide Eifeler Teilregionen sind – wie Europa generell – mit einer alternden Bevölkerung konfrontiert. Mit Unterstützung des Interreg-Projektes können in Ostbelgien die fachlichen Kompetenzen aus der deutschen Nachbarschaft genutzt werden, um passgenaue individuelle Behandlungsvorschläge für betagte Patienten zu unterbreiten. Die Patienten selbst müssen dafür ebenso wenig ihren vertrauten Standort verlassen wie die medizinischen Fachkräfte. Diese Art der Zusammenarbeit hilft auch, bürokratische Hürden zu überwinden. Denn die wechselseitige Anerkennung der beruflichen Qualifikationen ist ebenso kompliziert wie die Verlegung von Patienten, die sich auf Grund von Unterschieden bei den Krankenkassen und Krankenversicherungen schwierig gestaltet. „Dank unseres Projektes kann jeder dort bleiben, wo er ist, und trotzdem von den Kompetenzen des Nachbarlandes profitieren“, beschreibt Isabel Meyer die Vorteile.

Aufmerksam machen auf die Situation im ländlichen Raum

Das stärkt den Standort Eifel insgesamt und beiderseits der Landesgrenze. Mittelbar soll das Projekt auch beitragen, den sowohl in Ostbelgien wie in Deutschland gerade im Gesundheitssektor problematischen Fachkräftemangel zu lindern. „Ein Teil der Fördermittel wird dafür verwandt, auf die Situation aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass es im ländlichen Raum innovative Lösungen gibt.“ So fördert der sichere Datenaustausch auch andere Fachabteilungen der beiden beteiligten Kliniken. „Der medizinische Fortschritt entwickelt sich in jeder Disziplin sehr schnell, umso stabilere IT-Strukturen werden benötigt. Dann können wir auf dem Land Schritt halten.“ Es ist eine Chance, um motivierte und zukunftsorientierte junge Ärztinnen und Ärzte in die Grenzregion zu ziehen: „Unter Umständen reicht schon eine neue ärztliche Fachkraft aus, damit um sie herum ein ganzes Team und eine Abteilung aufgebaut werden kann.“

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Portrait Dumoulin, © Klinik St. Josef

Unser Ziel ist es, die Vernetzung auf allen fachlichen Ebenen zu intensivieren und zu verstetigen.

Gaëtan Dumoulin - Generaldirektor Klinik St. Josef

Klinik St. Josef VoG

Klosterstraße 9
B-4780 St.Vith
Telefon: +32 (0)80 854 111

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