Julia und Helge mit Katze auf dem sonnigen Balkon, © Zukunftsinitiative Eifel

Mit einer Checkliste auf der Suche nach der perfekten Heimat

„Wo wollen wir in unserem nächsten Lebensabschnitt mit einer jungen Familie leben?“, fragten sich Julia und Helge Kunze. Und machten sich auf die Suche. Sie haben sich Länder, Leute und Lebenskonzepte in ganz Europa angeschaut. Und sind in Schönecken in der Eifel gelandet.

„Die meisten Menschen machen sich bei der Suche nach ihrem Lebensort wenig Gedanken, sie lassen sich vom Zufall treiben“, so Helge Kunze. Meist ziehe man dem neuen Job oder dem Partner hinterher. Das wollte das junge Paar anders machen. Helge Kunze stammt aus einer Vorstadt in Mecklenburg, seine Frau Julia aus einem Eifeldorf nahe Euskirchen. Als sich die jung Vermählten die Frage stellten „Wo würden wir am liebsten mit einer Familie leben?“ wohnten und arbeiteten beide in Münster. Die Stadt sei schön – aber eben auch nicht ihr Lebenstraum. Zu städtisch, zu hektisch – und auch „zu fertig“ – so wie sie grundsätzlich alle Städte empfinden. In vielen ländlichen Regionen spüre man einen Um- und Aufbruch. "Die digitalen Möglichkeiten bieten neue Chancen, die Bürger nehmen ihre Zukunft in der Gemeinschaft dort noch selbst in die Hand." Darin liegt für Kunzes der große Reiz.

Wie und wo wollen wir Leben?

Als Familie autark oder in einer Wohngemeinschaft? In eigener Wohnung, einer einsamen Blockhütte oder auf einem Bauernhof? Um diese elementaren Zukunftsfragen zu beantworten, erstellten die beiden eine Checkliste mit allen Dingen, die ihnen wichtig erschienen. Die Argumente wurden geclustert und gewichtet: 5% für Romantik, 95% für Realistik. Zunächst also sehr analytisch – ganz so wie Helge Kunze auch Bewertungen in seinem Job als freiberuflicher Finanzanlagenberater erstellt. Und dann kam der Praxisteil ihrer Lebensstudie: per Work&Travel-Programm mit ihrem Transporter durch ganz Europa. Um sicher zu gehen, am Ende der Reise nicht wieder in ihrem alten Leben zu landen, hatten sie alles verkauft – bis auf eine Kiste mit den wichtigsten Lieblingsstücken und allem, was sie für ihren Tripp benötigen.

Kreuz und quer durch Europa

Der grüne Transporter war für die folgenden 12 Monate das neue Zuhause, ganz Europa die neue Heimat. Tausende von Kilometern ging es durch Skandinavien über das Baltikum bis nach Südeuropa. Sie besuchten deutsche Auswanderer und waren fasziniert von deren Zielstrebigkeit, in der jeweils neuen Heimat etwas zu bewegen – ob als Ziegenzüchter, Gastronomen oder Olivenbauern. „Das hatte alles nichts mit den klassischen TV-Aussteigergeschichten von verkappten Existenzen zu tun. Die hatten Ehrgeiz und waren vor Ort integriert“ erinnern sich die beiden. Das machte ihnen Mut, auch an ihrem künftigen Lebensort ein neues, engagiertes Leben starten zu können. Auf der gesamten Tour war ihre Checkliste stets zugegen – sie beurteilten die Natur, das Klima, die Offenheit der Menschen, das gesellschaftliche Leben und die Behördenorganisationen.

Die Eifel wird der neue Lebensort

Nach all den unterschiedlichen Eindrücken stand das Profil ihres neuen Lebenstraumes fest: Es sollte ein gemäßigtes Klima und spürbare Jahreszeiten haben, und dort ein eigenes Häuschen in einem gut funktionierenden Dorf mit lebendiger Dorfgemeinschaft. Die Corona-Pandemie setzte Kriterien wie soziale Absicherung und ein gutes Gesundheitssystem weit oben auf die Bewertungsskala. Zudem war ihnen wichtig: Das neue Zuhause sollte am Wasser liegen. Denn die Wasserknappheit in vielen bereisten Ländern machte ihnen große Sorgen. Somit war Deutschland als Zielland gesetzt. Mithilfe von Immobilienportalen und weiteren Internetrecherchen ging es dann auf die Suche. Das Rennen machte schließlich ein Reihenhäuschen mit eigener Wasserquelle, Mühlbach und einem Flüsschen am Ende des weitläufigen Grundstückes - in der 1500 Seelengemeinde Schönecken an der Nims. „Wir fühlen uns hier im Dorf sehr wohl“, resümieren die beiden. Trotz der aktuell schwierigen Situation haben sie seit dem Einzug schon einige interessante Kontakte und gute Bekanntschaften knüpfen können. Helge Kunze war auch schon auf einer Bürger-Infoveranstaltung im Ort und kann sich vorstellen, sich in Zukunft im Dorfleben einzubringen. Für sie ist klar: Wenn man Teil der Gemeinschaft werden will, muss man selbst aktiv werden und auf die Menschen zugehen.

Vom Großstadtfan zur Landgenießerin

Rückblickend wundert sich Julia Kunze mit einem Schmunzeln über ihren eigenen Wandel. Nach dem Abi in Euskirchen gings für ihr Journalismus-Studium und den anschließenden Job nach Köln, sie lebte auch einige Zeit in Amsterdam und London. Sie genoss als junge Erwachsene das Großstadtleben, besuchte Konzerte, Partys, Kunst- und Kulturevents, liebte das Shoppen. Doch mit der Zeit ebbte der Reiz des täglichen Überangebotes ab. „Wenn man dann nur noch 1-2 mal im Monat diese Vorzüge genießt, ansonsten tagtäglich die Schattenseiten wie Lärm, Enge, Schmutz und Stress erlebt, stellt man sich die Frage: Wo ist tatsächlich der Ort, an dem du den Großteil deiner Zeit verbringst und an dem du glücklich sein möchtest“. Diesen schönen Ecken fanden Kunzes nun in Schönecken. Und wenn sie doch einmal Trubel und weltstädtisches Flair brauchen, dann geht’s am Wochenende mal schnell in die nahe gelegenen Metropolen Luxemburg, Brüssel oder Köln.

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Julia-Helge-Kunze, © Zukunftsinitiative Eifel

Wir suchten einen Ort, an dem wir jeden Tag glücklich sein können. Den haben wir hier in der Eifel gefunden.

Julia und Helge Kunze - Wahl-Eifeler

Seit dem Umzug in die Eifel produziert die Journalistin Audio-Podcasts über ihre neue Heimat. Hier lässt sie Menschen der Region zu Wort kommen, die über ihr spannendes Landleben berichten, interessante Projekte vorstellen oder Denkanstöße geben.

„Mit dem Podcast bin ich schon mit vielen interessanten Menschen ins Gespräch gekommen. Es bietet mir die Möglichkeit, Land und Leute kennenzulernen. Und die wachsende Zahl der HörerInnen sind begeistert von den Beiträgen, da sie auch viel Neues über ihre eigene Heimat erfahren“.

Daher unser Tipp: Unbedingt mal hineinhören:

www.eifelpodcast.de